Weil Teilen glücklich macht

Weil Teilen glücklich macht

Auf dem Foto von links nach rechts: Bärbel (Teamleitung beim Herforder Pflegedienst Japser) und Hilke Fabry (Leitung Karlsson e. V.) bei der Spendenübergabe.

Bärbel arbeitet schon seit 20 Jahren für die Bonitas Pflegegruppe – eine richtig treue Seele. Mittlerweile ist sie Teamleitung beim Herforder Pflegedienst Japser, der zum Verbund gehört. Es ist kein Geheimnis, dass die Bonitas Pflegegruppe Hauptsponsor des Karlsson e. V. ist. Und genau so erklärt sich auch, warum Bärbel dem Verein eine riesige Freude gemacht hat. Und damit natürlich auch den Kindern, die von ihm gefördert werden.

Alles fängt mit dem »Jobfunk« an. Wenn Mitarbeiter*innen der Pflegegruppe neue Kolleg*innen anwerben, bekommen sie dafür eine Prämie. Bärbel hat dem Fachteam medizinische Behandlungspflege ein neues Teammitglied beschert, die Prämie wollte sie aber nicht nur für sich behalten. Deshalb hat sie einen beträchtlichen Teil davon – 500 € – an den Karlsson e. V. gespendet. „Was soll ich denn ganz alleine damit?“ Genau. Denn Teilen macht ja bekanntlich glücklich. „Großartig!“ Die Augen von Hilke Fabry, Leitung des Vereins, strahlen. Da hat Bärbel wohl alle glücklich gemacht – und sich selbst bestimmt auch ein bisschen.

Golfclub Heerhof spendet Tombola-Erlös

Golfclub Heerhof spendet Tombola-Erlös

Hilke Fabry vom Karlsson e. V. (2. v. l.) und Anke Brandwein vom Bunten Kreis Sonnenblume e. V. (2. V. r.) erhalten ihre Spenden-Schecks.

Ein Golfturnier bei bestem Wetter, leckere Verpflegung und eine Tombola – so lässt sich der Saisonabschluss doch wunderbar begehen. Wie schön, dass nicht nur die Mitglieder des GC Heerhof etwas vom letzten Tag der Saison hatten, sondern vor allem zwei Vereine aus der Region davon profitieren: »Karlsson« und »Bunter Kreis OWL Sonnenblume« teilen sich den Erlös von insgesamt 1.110 €. Vielen Dank dafür!

 

Jahrmarktgeschichten

Genau so kann Pflege mehr sein

Ein Bulli, vier Rollstuhlfahrer*innen, vier Pflegerinnen. Das Ziel: Glücklichsein. Na gut, auch geografisch geht es konkreter: der Blasheimer Markt. Hier findet das jährliche Jahrmarktspektakel von Lübbecke statt. Und das lassen sich vier abenteuerlustige Bewohner*innen aus dem »Haus Bonitas« nicht entgehen. Ihre vier Komplizinnen, *räusper* Pflegerinnen natürlich, sind eingeweiht und haben alles organisiert. Auch Nele und Denis aus dem Marketing der Bonitas Pflegegruppe begleiten die bunte Truppe. Die Leute da draußen müssen doch wissen, was wir Tolles machen, hat man sich gedacht.

Natürlich ist ein solcher Ausflug immer mit großem Aufwand verbunden. Das ist dem »Haus Bonitas« aber egal. Es geht darum, Menschen ein Lächeln, nein, ein breites Lachen in die Gesichter zu zaubern, das Leben lebenswert zu machen. Genau deshalb sind Aktionen wie diese so wichtig. Und sie sollen nicht die Ausnahme sein, auch wenn sie immer besonders sind.
Das »Haus Bonitas« in Rahden ist ebenso besonders. Denn hier wohnen junge Erwachsene. Sie stehen mitten im Leben, gehen arbeiten, machen eine Ausbildung. Das soll besonders sein? Ganz richtig: Es handelt sich um Menschen, die pflegebedürftig sind. In Pflegeeinrichtungen für Senior*innen oder Intensivpflegebedürftige wären sie fehl am Platz. Hier sind sie genau richtig. Sie brauchen Unterstützung, damit sie ihren Alltag leben können. Die bekommen sie in dieser Pflege-WG – und noch einiges mehr.

Kehren wir zurück zum »Blama«, wie die Kirmes hier seit jeher abgekürzt wird. Der Abend fängt zwar gerade erst an, aber die Gruppe stürzt sich gleich in die Vollen. Das Partyzelt ist der erste Programmpunkt. Andreas ist in seinem Element, kämpft sich im Rolli seinen Weg bis ganz nach vorn an die Bühne. Seine Pflegerin eilt hinterher, schließt aber bald zu ihm auf. Ihr Schützling kann kaum an sich halten, steht sogar aus dem Rollstuhl auf und stützt sich auf die Bühne. Glückseligkeit pur.
Nächster Programmpunkt: Loseziehen. Gänzlich vertieft in das Entrollen der Losröllchen merken die Jahrmarkterkunder*innen gar nicht, dass das Marketing-Team all die Emotionen fotografisch festhält – die Konzentration, die Spannung, die Freude über den Gewinn. Denn genau das soll der Welt ja gezeigt werden. Und ganz nebenbei: Nicht nur die vier Bewohner*innen haben ihren Spaß auf dem Blama. Ihre Begleiterinnen Aise, Birgkioul, Anna und Gaby haben sich eigens für diesen Abend ein T-Shirt bedrucken lassen mit der Aufschrift »Blama 2022«. Auch für sie ist der Ausflug etwas Besonderes.

Der Abend schließt mit dem berühmten Feuerwerk ab. Hierauf haben alle gewartet. Rolli an Rolli, das Lebkuchenherz um den Hals stehen Andreas, Daniel, Achim und Marcia in der Menge und sehen in den Himmel. Jedes Abenteuer hat ein Ende. Die Erinnerung aber wird bleiben.

Es ist nie zu spät

Es ist nie zu spät - Jutta-Rother - Die Brücke

Jutta Rother vom Pflegedienst „Die Brücke“

Jutta ist 64. Das muss von Anfang an klar sein, auch wenn es ungehobelt anmutet, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Aber genau diese Zahl macht ihre Geschichte zu etwas Besonderem.
Jutta arbeitet bei »Die Brücke«, einem ambulanten Pflegedienst, der Anfang 2021 von der Bonitas Pflegegruppe übernommen wurde. Bis sie hier ankommen konnte, hat sie vieles erlebt. All das hat sie zu einer starken Frau gemacht, die mittlerweile mit einem Augenzwinkern auf ihren Werdegang zurückblicken kann – und nun in der Pflege genau richtig ist.
Auf den ersten Blick wirkt Jutta zurückhaltend. Na gut, man wird ja auch nicht alle Tage interviewt. Es genügen allerdings ein paar Minuten. Und plötzlich sitzt sie vor einem, die Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Die offensichtlich ein Händchen für Menschen und eine große Portion Humor mitbringt. Diese Jutta erzählt uns ihre Geschichte – eine Geschichte, die Mut macht und zeigt, dass es für nichts und niemanden zu spät sein kann.
Unsere Protagonistin hat einen Großteil ihres Berufslebens in einem Bereich verbracht, der kaum weiter von der Pflege entfernt sein könnte: dem Büro, ganze 25 Jahre. „Das hat mich nicht ausgefüllt, ich hatte zu wenig mit Menschen zu tun“, weiß sie jetzt.
Die Insolvenz der Firma brachte noch keinen Wendepunkt. Jutta ließ sich zwar umschulen, aber nur, um in einer Anwaltskanzlei arbeiten zu können – im Prinzip ähnlich wie bisher.
Sie konnte dort aber nicht Vollzeit weiterbeschäftigt werden. Ein Problem: „Ich musste doch ein Kind ernähren!“.
So machte sie dann den ersten Schritt in die Pflegewelt und absolvierte eine einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin. „Das war eine tolle Truppe damals“, schwärmt sie noch heute.
Seit 2007 arbeitet Jutta bei »Die Brücke«. Sie wurde dort allerdings im Bereich Hauswirtschaft eingesetzt. Dann kam die Bonitas Pflegegruppe: „Mir wurde das Angebot gemacht, den Behandlungspflegeschein zu machen.“ Jutta war da schon über 60. Aber das hat weder ihr noch den Pflegedienstleitungen etwas ausgemacht. Ganz im Gegenteil – für beide Seiten war das genau der richtige Weg. Denn Jutta kann auf diese Weise deutlich vielfältiger eingesetzt werden. „An das Lernen war ich gar nicht mehr gewöhnt“, gibt Jutta zu. Sie hat es aber trotzdem geschafft. Die Atmosphäre der PflegeLeicht-Akademie hat wohl auch dazu beigetragen. „Das war super! Wir haben jeden Tag gemeinsam gegessen und immer zusammengehalten“, erinnert sie sich.
Endlich angekommen also. Weil es Menschen gab, die Juttas Potenzial erkannt haben und sich nicht von Altersgrenzen haben zurückhalten lassen. Und weil Jutta selbst sich nicht unterkriegen lässt und stets nach vorne schaut. Mit ihrer Rente im Jahr 2024 soll ihre Arbeit bei »Die Brücke« übrigens nicht vorbei sein. „Was soll ich denn die ganze Zeit zuhause? Ich möchte schon gerne weiterhin nebenher hier arbeiten.“
Einen kurzen Moment hält sie inne. „Dass ich nach rechts gegangen bin und nicht nach links, war schon richtig.“ Und das sehen wir ganz genauso, Jutta! Wir sind so stolz, dass du Teil unseres Pflegeverbundes bist!

Wie dieser Pflegedienst gegen den Pflegenotstand vorgehen will

Die Zentrale vom Pflegedienst „Die Brücke“ ist neu in Löhne. Auch hier ist die Nachfrage bei der Pflege bereits höher als Personal da ist, aber die beiden Pflegedienstleiterinnen suchen schon nach Auswegen.

Anastasia von Fugler

Sandra Pires (v. l.) und Evelyn Prill teilen sich seit etwa eineinhalb Jahren die Dienststellenleitung des Pflegedienstes „Die Brücke“. Das Büro ist jetzt von Bad Oeynhausen nach Löhne gezogen. Fotos: Anastasia von Fugler

Löhne. „Wir sind froh, dass unser Team so mitzieht“, sagt Evelyn Prill (37). Gemeinsam mit Sandra Pires (41) teilt sie sich die Leitung bei dem Pflegedienst „Die Brücke“. Im vergangenen Jahr sei sehr viel Unruhe im Team gewesen. Erst wurde der Pflegedienst aus Bad Oeynhausen von der Bonitas Holding übernommen, dann kam mit den beiden Frauen eine neue Führung ins Haus und jetzt auch noch der Umzug nach Löhne an die Straße Am Bahndamm 6. Für die 26 Mitarbeiter sei das schon sehr viel Neues in kurzer Zeit gewesen. „Aber das Team ist so geblieben. Es hat sich nicht ein Mitarbeiter verabschiedet. Das ist in der heutigen Zeit in einem Pflegeberuf nicht selbstverständlich“, weiß Pires.

Weiterlesen im Artikel der NW

 

 

Endlich zurück zur persönlichen Wohlfühloase – inklusive Froschteich

Atmosphärisches Quaken begleitet unseren Video-Call mit Herrn Siegers. Wahrscheinlich war das von langer Hand geplant. Seinen Frosch-Chor scheint er perfekt instruiert zu haben. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde setzt das Gequake genau an dem Punkt ein, an dem er und seine Pflegerin Annemarie uns von seinem Gartenteich erzählen.
Unser Gespräch findet im Sieger’schen Garten statt – zumindest Herr Siegers und Annemarie können die Sonne bei unserem Gespräch genießen. Wir sehen sie durch den Computer-Monitor. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch, sondern trägt sogar zur Ausgelassenheit bei.
Und Herr Siegers hat allen Grund, sich zu freuen. Denn endlich kann er wieder in seinem Haus wohnen. Und das eignet sich hervorragend, weil die räumlichen Voraussetzungen, die seine Krankheit einfordert, hier nahezu gegeben sind. Einzig eine Kleinigkeit im Bad musste angepasst werden. Herr Siegers wohnt jetzt im Erdgeschoss, seine Frau hat oben ihr kleines Reich – verbringt aber natürlich viel Zeit unten bei ihrem Mann.
2019 wurde bei ihm ALS diagnostiziert. Seine Frau hat ihn so lange selbst gepflegt, wie es ihr möglich war. Aber als das Thema Beatmung anstand, war professionelle Unterstützung nötig. Denn im Spätsommer des letzten Jahres bekam Herr Siegers ein Tracheostoma, über das er nun beatmet werden kann. Gerne wäre er aus dem Krankenhaus direkt zurück nach Hause gekommen. Das war aber nicht möglich, weil es kein Pflegeteam gab, das ihn hätte unterstützen können. Denn mittlerweile muss Herr Siegers rund um die Uhr versorgt werden. Auch sprechen kann er nicht mehr.
Unser Video-Call funktioniert trotzdem reibungslos: Annemarie kennt ihren Klienten gut und kann uns einiges erzählen. Dabei wird schnell deutlich, dass sie ein tolles Pflegeteam hat, das gerne mit dem sympathischen Klienten zusammenarbeitet. Herr Siegers trägt aber genauso zum Gespräch bei. Durch die Unterstützung der Chat-Funktion macht es keinen Unterschied, ob gesprochen oder geschrieben wird. Um die Tastatur oder sein iPad einfacher bedienen zu können, haben sein Sohn und seine Frau ihm sogar einen Fahrradhandschuh „umgebaut“. Ein aufmontierter iPad-Pen dient der Verlängerung seiner Finger, damit kann er nun tippen.
Und das ist auch essenziell für seinen Job. Denn seit 21 Jahren arbeitet er im Bereich Service und Qualitätsmanagement der Firma Claas. Seit seine Erkrankung ihn zunehmend einschränkt, von zuhause aus, immer ein paar Stunden am Vormittag. Die Zeit kann er sich frei einteilen. Den Nachmittag verbringt er gerne im Garten. Mit dem besagten Frosch-Chor. Oder seiner Frau.
Früher war er sehr sportlich, ist Rad gefahren, hat Fußball gespielt und Fitness gemacht. Auch das Reisen war eine große Leidenschaft von ihm – er hat schon viel von der Welt gesehen. „Leider geht das nicht mehr“, bedauert er.
Dafür bekommt Herr Siegers jetzt viel Besuch, z. B. von seinen Arbeitskolleg*innen, die sich gerne seinen Rat einholen. Von seinen 21 Jahren Erfahrung können besonders junge Kolleg*innen profitieren. Das Team stelle sich wunderbar auf seine Belange ein, betont Herr Siegers.
Man sieht ihm an, wie glücklich er ist, wieder im eigenen Haus leben zu können. Ein halbes Jahr musste er in einer Pflege-WG unterkommen. Anfang dieses Jahres war der Pflegedienst air vital der erste, der ein Team für Herrn Siegers zusammengestellt hatte. Seit März ist er endlich wieder in den eigenen vier Wänden, umsorgt von air vitals Pflegekräften. Darunter auch die 24-jährige Teamleitung Annemarie. Obwohl die beiden sich noch nicht lange kennen, sind sie schon ein eingespieltes Team. Und Herr Siegers nutzt direkt die Gelegenheit, um mal loszuwerden, wie sehr er die Zusammenarbeit mit ihr und ihrem Team schätzt. „Ach, das musst du doch nicht sagen“, schmunzelt Annemarie, die sich doch ein bisschen über das Kompliment freut.

Was ist ALS?
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems. Die ALS betrifft nahezu ausschließlich das motorische Nervensystem. Das motorische System, das unsere Muskeln kontrolliert und die Bewegungen steuert, erkrankt sowohl in seinen zentralen
(„oberes Motoneuron“ im Gehirn mit Pyramidenbahnen bis ins Rückenmark) wie in seinen peripheren Anteilen („unteres Motoneuron“ in Hirnstamm und Rückenmark mit den motorischen Nervenfasern bis zum Muskel). Die Folge: abnehmende Kraft, Lähmungen und schlussendlich progressiver Muskelschwund.
Pro Jahr erkranken etwa ein bis zwei von 100.000 Personen an ALS. Die Krankheit beginnt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, nur selten sind jüngere Erwachsene betroffen. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Viel Aufmerksamkeit erlangte die Krankheit vor ca. 8 Jahren durch die sogenannte „Ice-Bucket-Challange“.
#ALS #ALSicebucketchallenge #nervenkrankheit #klientengeschichte #amyotrophelateralsklerose #IceBucketChallenge

Wo Karlchen und Karlsson zusammenfinden

Karlchens Backstube ist eine mittelständische Handwerksbäckerei aus Ostwestfalen. Seit zwei Jahren unterstützt der Betrieb Vereine und Jugendarbeit in der Region – mit seinem „Vereinsbrot“. 50 Cent pro verkauftem Brot fließen in ausgewählte Projekte. Das war Karlchens Backstube aber nicht genug. Deshalb gibt es nun auch das „Aehrenbrot“. Damit möchte die Bäckerei auf ganz andere Vereine und Ehrenamtsarbeit aufmerksam machen, nach dem gleichen Prinzip: Wenn ein Aehrenbrot gekauft wird, gehen 50 Cent davon an einen Verein, den Karlchens Backstube zuvor ausgewählt hat. Zum Beispiel an den Verein Karlsson. Der hatte die „Aehre“, von den zwischen Februar und April verkauften Broten zu profitieren. 3.800 € sind dabei zusammengekommen.
„Eine ganz tolle Aktion“, freut sich Hilke Fabry, die bestimmt schon weiß, wofür sie die Spende einsetzen wird.

Telefonate bei Nacht und wie schnell ein Verein wachsen kann

Katja und Marcus

Beide haben sofort reagiert, als der Krieg begann. Unabhängig voneinander, mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.

Marcus gründet eine private Initiative, nach 48 Stunden schon 100 Teilnehmer*innen groß. Bald wird die Initiative zum Verein „be-Ukraine“. Katja ruft währenddessen zu Sachspenden innerhalb der Bonitas Pflegegruppe auf.

In der Mitte finden sie zusammen, privates Engagement kombiniert mit beruflichem Know-how und den Ressourcen der Bonitas Pflegegruppe.

Mittlerweile arbeiten die zwei Bereichsleitungen nämlich gemeinsam in Sachen Ukraine-Hilfe, jeden Tag, wenn nötig bis spät in die Nacht. Und das kommt ganz schön häufig vor. „Siehst du schon unsere Augenränder?“, lacht Katja. Wobei das wohl gar kein Scherz sein sollte.

Die Telefonate bei Nacht ziehen sich durch ihr Engagement wie ein roter Faden. Genau so hat die Zusammenarbeit von Katja und Marcus auch angefangen. Mit einem sehr langen Brainstorming-Telefonat – eben bis spät in die Nacht.

Learning by Doing ist hier die Devise. Was als mehr oder weniger unstrukturierte Ad-hoc-Hilfe begann, wird jetzt immer systematischer. „Du kannst nicht einfach einen 40-Tonner in die Ukraine schicken. Das ist ein potentielles Angriffsziel“, erklärt Marcus. Er ist an die ukrainische Grenze gefahren, um zu verstehen, wie dort gearbeitet wird – und die Arbeit des Vereins darauf abzustimmen und Prozesse zu optimieren, damit auch die Helfer*innen an der ukrainischen Grenze davon profitieren. Bei seinem Einsatz hat Marcus viel gelernt. „Korruption und Menschenhandel sind dort an der Tagesordnung“, berichtet er. Menschen werden um ihr Erspartes gebracht im Glauben, sie würden das Land verlassen können. Als Marcus an der Grenze war, hat er dann auch gleich gehandelt und eine Mutter mit ihrem Kind mit nach Deutschland genommen.

Mit jedem Tag wächst die Erfahrung. Sie bedeutet aber auch, das Leid anderer auszuhalten oder an bürokratische Grenzen zu stoßen.

 

Der Verein finanziert sich ausschließlich über Sach- und Geld-Spenden. „Wir haben nur 2 % Buchhaltungskosten, der Rest geht direkt in die Hilfe“, so das Team. „Wir haben schon Waren im Wert von Millionen verschickt. Unser Kontostand liegt derzeit bei 100.000 €.“ Eine Vielzahl an Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen spendet. Zum Beispiel hat eine Apotheke Medikamente im Wert von 1.000 € gestiftet. Eine Arztpraxis hat ihr komplettes Inventar abgegeben und sich dann neu eingerichtet. In Nussdorf am Inn wurde ein Altenheim aufgelöst. Der Verein organisiert jetzt die Versendung des Equipments.

 

Was macht „be-Ukraine“ mit all dem Material und Geld?

Der Fokus liegt klar auf medizinischem Material. Beim beruflichen Hintergrund der zwei liegt das nahe. Aber auch alles andere wird gesammelt, bis zur Hundekiste. Zwei Lagerhallen für Hilfsgüter hat der Verein zur Verfügung und 70 Tonnen Hilfsmaterialien wurden bereits an die ukrainische Grenze gefahren, nach Waldenburg in Polen, von wo sie weiter in die Ukraine gehen. Marcus Familie kommt aus der Gegend, ein Netzwerk war von Anfang an vorhanden.

Schnell wurde Katja und Marcus aber klar, dass das nicht alles sein soll. Deshalb gibt es innerhalb des Vereins jetzt neben vielen anderen Sektionen die Abteilung „Patientenrettung“, der Katja vorsteht.

Sie hilft dort, wo andere es nicht können. Anfragen von leicht Erkrankten werden an passende Stellen weitergeleitet. Denn der Fokus muss auf Intensiv- und Schwerstpflegebedürftigen liegen. „Wer laufen kann, der geht zur Grenze und wird dort versorgt. Die Abteilung hat sich auf solche Menschen spezialisiert, die das nicht können“, so Katja.

Zum einen finanziert „be-Ukraine“ Medikamenten-Transporte in die Kriegsgebiete. Zum anderen werden Pflegebedürftige – vor allem Intensiv- uns Schwerstpflegebedürftige – nach Deutschland geholt. Die Rettung geschieht über die Bonitas Pflegegruppe hinaus mit der gesamten DEUTSCHENFACHPFLEGE. Denn deutschlandweit sind Pflege-WGs vorhanden, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Die Hilfe geht so weit, dass Klient*innen ohne Kostenzusage übernommen werden. Bis zur Registrierung werden die anfallenden Kosten nicht in Rechnung gestellt. Die medizinischen Kosten und die Erstausstattung übernimmt der Verein. Außerdem kümmert er sich um die Antragsstellung zur Duldung nach § 28a oder die Nachbetreuung ab Deutschlandeinreise. „Die Leute können es erst nicht fassen und glauben anfangs gar nicht, dass wir sie aus dem Kriegsgebiet holen“, berichtet Katja. Sie haben viele Wochen versucht, telefonisch mit irgendwem in Kontakt zu treten, bis sie irgendwann bei Katja landen. Meist nachts, denn die Handynetze sind dort überlastet. Familien lassen ihre pflegebedürftigen Angehörigen natürlich nicht alleine in der Ukraine – und bleiben deshalb mit ihnen im Land. Vor allem für Intensiv- und Schwerstpflegebedürftige gibt es dort keine Versorgungsstrukturen, wie wir sie in Deutschland haben. Die Menschen werden zuhause gepflegt, haben häufig nicht mal einen Rollstuhl. Entsprechend gestalten sich dann auch die Transporte nach Deutschland. Katja: „Die meisten Transporte sind privat organisiert, weil für große Organisationen damit ein riesiger bürokratischer Aufwand verbunden ist und dadurch nicht schnell genug agiert werden kann.“ Privat bedeutet: Bulli mit Matratze für den Liegend-Transport. Und ja, nicht immer geht alles gut. „Durch Angriffe haben wir auch schon Menschen während des Transportes oder kurz vor Abfahrt verloren.“

Wenn die Menschen hier angekommen sind, hat der Verein Bonitas-Unterstützung. Die Handwerker und Facility-Abteilung der Pflegegruppe kümmern sich dann z. B. um die Erstausstattung. Der Verein hat außerdem einen eigenen kleinen Second-Hand-Laden, in dem sich Geflüchtete kostenlos mit Kleidung versorgen können.

 

„Die Spendenbereitschaft und allgemeine Aufmerksamkeit geht langsam deutlich zurück“, bemerken Katja und Marcus. Umso wichtiger am Ball zu bleiben, auch wenn es kräftezehrend ist – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Katja stehen bei unserem Gespräch mehrmals die Tränen in den Augen. Bei all der Organisation und Koordination hinterlässt das Menschliche doch immer wieder den bleibendsten Eindruck.

 

Wer mehr über den Verein und seine Arbeit erfahren möchte, kann sich hier näher informieren:

 

https://www.be-ukraine.de/

https://youtu.be/DC8THiw5HVc 

 

Die Sache mit dem Helfer-Gen

Aneta im Bonitas-Lager


Aneta arbeitet seit 1,5 Jahren in der Rechtsabteilung der Bonitas Pflegegruppe. Sie hat zwei Kinder – von Langeweile kann man da sicher nicht sprechen. Aber Aneta ist ein Mensch, der anpackt. Sie will unbedingt helfen. Und das tut sie seit der ersten Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine. In ihrer Privatzeit, aber mit Unterstützung von Bonitas. Denn von hier aus steuert sie alles, hier kann sie Lagerflächen nutzen.

Alles fing ganz klein an, mit einer ersten Idee. Und einem Zeitraum zwischen 9 und 10 Uhr, den Aneta im Bonitas-Lager anzutreffen war. Hier hat sie begonnen, Sachspenden für Menschen zu sammeln, die vom Ukraine-Krieg betroffen sind – vor Ort oder auch hier in Deutschland. „Ich bin sehr dankbar, dass mein Abteilungsleiter Tim mir das ermöglicht hat. Denn in dieser Zeit musste er ja auf mich verzichten“, so die emsige Helferin. Mittlerweile kommt Aneta kaum noch zur Ruhe, manchmal ist sie bis 22 Uhr unterwegs. So vieles ist zu organisieren und vernetzen. Allein ist Aneta dabei aber nicht. Viele Menschen haben ihre Unterstützung angeboten oder ihr direkt unter die Arme gegriffen: Beim Tragen, bei Transportfahrten und bei vielem mehr. Innerhalb und außerhalb der Bonitas Pflegegruppe. Genauso viele Menschen haben gespendet: Fahrräder, Spiegel, Föhne, Tassen, Malblöcke, Stifte und Lehrmaterial für Kinder – alles Dinge, die die Geflüchteten hier dringend benötigen, aber an die man vielleicht nicht im ersten Moment denkt. Ganze Bonitas-Abteilungen haben gemeinsam eingekauft und Aneta die Spenden gebracht. Lebensmittel, Medikamente und anderes für diejenigen, die noch in der Ukraine leben. Oder z. B. Bullis zur Verfügung gestellt, damit die Spenden zu den Partner-Organisationen transportiert werden konnten, die sie wiederum an die ukrainische Grenze gebracht haben.

Sie selbst hat so viel von ihrem Hausstand weggegeben, dass sie bald nachrüsten muss: „Ich habe kaum noch Töpfe zuhause.“
Anetas Netzwerk ist schnell gewachsen. Sie steht in Kontakt mit einer Ärztin im Mathilden-Krankenhaus, die ukrainisch spricht – und mittlerweile übersetzend unterstützt. „Die Sprachbarriere wird stark unterschätzt“, erklärt Aneta. Sie ist zwar Polin und kann sich durch die sprachliche Nähe zum Ukrainischen einigermaßen verständigen. Sprachkundige Hilfe ist aber besonders bei bürokratischen Angelegenheiten essenziell. Denn auch darum kümmert sie sich: Kontoeröffnungen, Schulanmeldungen und und und. Der Karlsson e. V. konnte bei derartigen Behördenkontakten unterstützen, weil er darin natürlich Erfahrung hat. Aber auch Spielzeug und reichlich Kleidung gab es von dem Verein für mehr Chancengleichheit von Kindern aus der Region.

In Zusammenarbeit mit der PflegeLeicht-Akademie wird gerade ein Deutschkurs für Pfleger*innen oder diejenigen, die es hier noch werden möchten, organisiert. Zwei Anmeldungen gibt es bereits. Auch hier ist der Kontakt zum Mathilden-Krankenhaus wichtig. Räumlichkeiten dort dienen als sichere und vertrauenserweckende Treffpunkte. „Wir wollen den Menschen natürlich zeigen, dass das alles hochoffiziell ist und bei uns niemand etwas Dubioses unterschreibt“, erklärt Aneta.

Zurzeit ist sie mit 14 ukrainischen Familien im Austausch, die nach Herford gekommen sind. Meistens handelt es sich um Frauen mit ihren Kindern. Einige davon planen ihre Zukunft in Deutschland, andere möchten so schnell, es geht, wieder zurück in die Heimat. So oder so möchte Aneta ihnen die Zeit bei uns so angenehm wie möglich machen. Und dazu gehört auch ein bisschen Ausgelassenheit. Deswegen wird gerade ein Picknick-Fest am Bismarck-Turm geplant.

Eine treue Seele: 20 Jahre bei der Bonitas Pflegegruppe

Schnurgerade war sein Weg in die Pflege und damit zur Bonitas Pflegegruppe nicht. Eher mit Kurven und Sackgassen. Dafür aber spannend. Vieles hat sich einfach ergeben, sagt Jens. Der Jubilar ist mittlerweile Regionalleitung bei der Bonitas Pflegegruppe. Und ihr seit 20 Jahren treu. Angefangen hat aber alles im Profifußball. Wie passt denn das zusammen? Genau, gar nicht. Aber das macht nichts, denn Jens hat mittlerweile seine Berufung gefunden: „Ich kann ehrlich sagen, mit ganz wenigen Ausnahmen gehe ich jeden Tag richtig gerne zur Arbeit.“

Fangen wir von vorne an, nämlich beim Fußball. Jens hat schon für Arminia Bielefeld und Union Berlin („Da war ich der einzige Wessi.“) gespielt. In Berlin hat er nach seinem Abitur dann auch Politologie studiert. Und nebenher ist er als LKW-Fahrer für einen Kunstspediteur durch ganz Europa gedüst. Den „Laden“ hat er dann auch gleich „übernommen“, als der Geschäftsführer sich zurückgezogen hat. Gemeinsam mit einem Freund war er also 6 Jahre lang selbstständig. Bis es ihn 1999 zurück nach Bielefeld verschlug. Hier begann sein Weg in die Pflege. Und das ganz schön pragmatisch. Jens hatte bereits in der Schule ein Praktikum auf der psychosomatischen Station eines Kinderkrankenhauses gemacht. Die zuständige PDL traf er durch einen Zufall wieder. Und die suchte gerade einen zweiten Mann (ja, im wahrsten Sinne des Wortes „Mann“, denn der Rest bestand aus 21 Frauen) für die neue Klasse der Kinderkrankenpfleger-Schüler*innen. So wurde Jens mit 27 Jahren zum Kinderkrankenpfleger-Azubi. Nach abgeschlossener Ausbildung unterschrieb er seinen Arbeitsvertrag bei „Die Mobile“, einem ambulanten Intensivpflegedienst. Mit dem Tag seiner Einstellung wurde der Dienst von der Bonitas Pflegegruppe übernommen. Auf einer Dienstbesprechung lernte er Lars Uhlen, den damaligen Geschäftsführer, kennen. Und danach ging alles auch ganz schnell. 2006 PDL, 2008 Bereichsleitung – und seit letztem Jahr Regionalleitung.

Einen ganz schön großen Teil seines bisherigen Lebens hat er mit der Bonitas Pflegegruppe geteilt. Was sind seine Gründe? „Am Anfang war vieles Zufall. Während des Weges macht man sich wenig Gedanken. Aber je länger man dabei ist, desto mehr werden einem die Werte des Unternehmens bewusst. Wie mit Menschen, mit Macht umgegangen wird. Wie kommuniziert wird. Damit kann ich mich durch und durch identifizieren, genauso will ich arbeiten.“ Und ja, es habe sich vieles verändert in den letzten zwei Jahren, so der Jubilar. Aber er schätze es besonders, dass die Art, wie wir in der Pflege und der Verwaltung miteinander umgehen, weiter beibehalten wird.
Auf die nächsten 20 Jahre bei Bonitas, lieber Jens!