Die Sache mit dem Helfer-Gen

Aneta im Bonitas-Lager


Aneta arbeitet seit 1,5 Jahren in der Rechtsabteilung der Bonitas Pflegegruppe. Sie hat zwei Kinder – von Langeweile kann man da sicher nicht sprechen. Aber Aneta ist ein Mensch, der anpackt. Sie will unbedingt helfen. Und das tut sie seit der ersten Woche nach Kriegsbeginn in der Ukraine. In ihrer Privatzeit, aber mit Unterstützung von Bonitas. Denn von hier aus steuert sie alles, hier kann sie Lagerflächen nutzen.

Alles fing ganz klein an, mit einer ersten Idee. Und einem Zeitraum zwischen 9 und 10 Uhr, den Aneta im Bonitas-Lager anzutreffen war. Hier hat sie begonnen, Sachspenden für Menschen zu sammeln, die vom Ukraine-Krieg betroffen sind – vor Ort oder auch hier in Deutschland. „Ich bin sehr dankbar, dass mein Abteilungsleiter Tim mir das ermöglicht hat. Denn in dieser Zeit musste er ja auf mich verzichten“, so die emsige Helferin. Mittlerweile kommt Aneta kaum noch zur Ruhe, manchmal ist sie bis 22 Uhr unterwegs. So vieles ist zu organisieren und vernetzen. Allein ist Aneta dabei aber nicht. Viele Menschen haben ihre Unterstützung angeboten oder ihr direkt unter die Arme gegriffen: Beim Tragen, bei Transportfahrten und bei vielem mehr. Innerhalb und außerhalb der Bonitas Pflegegruppe. Genauso viele Menschen haben gespendet: Fahrräder, Spiegel, Föhne, Tassen, Malblöcke, Stifte und Lehrmaterial für Kinder – alles Dinge, die die Geflüchteten hier dringend benötigen, aber an die man vielleicht nicht im ersten Moment denkt. Ganze Bonitas-Abteilungen haben gemeinsam eingekauft und Aneta die Spenden gebracht. Lebensmittel, Medikamente und anderes für diejenigen, die noch in der Ukraine leben. Oder z. B. Bullis zur Verfügung gestellt, damit die Spenden zu den Partner-Organisationen transportiert werden konnten, die sie wiederum an die ukrainische Grenze gebracht haben.

Sie selbst hat so viel von ihrem Hausstand weggegeben, dass sie bald nachrüsten muss: „Ich habe kaum noch Töpfe zuhause.“
Anetas Netzwerk ist schnell gewachsen. Sie steht in Kontakt mit einer Ärztin im Mathilden-Krankenhaus, die ukrainisch spricht – und mittlerweile übersetzend unterstützt. „Die Sprachbarriere wird stark unterschätzt“, erklärt Aneta. Sie ist zwar Polin und kann sich durch die sprachliche Nähe zum Ukrainischen einigermaßen verständigen. Sprachkundige Hilfe ist aber besonders bei bürokratischen Angelegenheiten essenziell. Denn auch darum kümmert sie sich: Kontoeröffnungen, Schulanmeldungen und und und. Der Karlsson e. V. konnte bei derartigen Behördenkontakten unterstützen, weil er darin natürlich Erfahrung hat. Aber auch Spielzeug und reichlich Kleidung gab es von dem Verein für mehr Chancengleichheit von Kindern aus der Region.

In Zusammenarbeit mit der PflegeLeicht-Akademie wird gerade ein Deutschkurs für Pfleger*innen oder diejenigen, die es hier noch werden möchten, organisiert. Zwei Anmeldungen gibt es bereits. Auch hier ist der Kontakt zum Mathilden-Krankenhaus wichtig. Räumlichkeiten dort dienen als sichere und vertrauenserweckende Treffpunkte. „Wir wollen den Menschen natürlich zeigen, dass das alles hochoffiziell ist und bei uns niemand etwas Dubioses unterschreibt“, erklärt Aneta.

Zurzeit ist sie mit 14 ukrainischen Familien im Austausch, die nach Herford gekommen sind. Meistens handelt es sich um Frauen mit ihren Kindern. Einige davon planen ihre Zukunft in Deutschland, andere möchten so schnell, es geht, wieder zurück in die Heimat. So oder so möchte Aneta ihnen die Zeit bei uns so angenehm wie möglich machen. Und dazu gehört auch ein bisschen Ausgelassenheit. Deswegen wird gerade ein Picknick-Fest am Bismarck-Turm geplant.