Aufgefangen

Aufgefangen - Stammtischabende und unerwarteter Rückhalt

Marianne und Wolfgang

 

Stammtischabende und unerwarteter Rückhalt

Dies ist eine Geschichte von kleinen und großen Fortschritten. Von Rückschritten. Von Erfolgen, die manchmal nicht als solche wahrgenommen werden. Und irgendwie ist gar nicht so klar, wer hier eigentlich die Hauptrolle spielt. Das ist aber überhaupt nicht wichtig. Denn in der Geschichte von Marianne und Wolfgang geht es vor allem um Dankbarkeit. Und um tolle Zeiten, wo man sie nicht vermutet.
Fangen wir mit dem Rückschritt an: Marianne ist seit ihrer letzten OP wieder im Wachkoma. Das ist auch der Grund, warum ihr Mann Wolfgang sich nicht so richtig damit anfreunden kann, die Entwicklungen seit 2019 als Erfolg zu bezeichnen.
In dem Jahr ist Marianne ins Wachkoma gefallen, weil sie ein Aneurysma im Gehirn hatte. Lange Zeit verbrachte sie auf Intensivstationen. Bis sie im Jahr 2020 in das »Haus Vincent« in Engen kam.
„Ich bin heute noch begeistert, wie schnell das geklappt hat“, erinnert sich Wolfgang an die Überleitung. Denn es stand nur eine Woche Zeit für die Unterbringung zur Verfügung. Bei dieser anfänglichen Freude bleibt es aber bei Weitem nicht. Denn laut Wolfgang war die Zeit in der Engener Intensivpflege-WG das Beste, was passieren konnte. „Es waren stets Menschen um meine Frau und ich bin immer noch begeistert vom Ambiente dort: wie, wenn sie daheim wäre, alles sehr familiär und heimelig“, schwärmt er. „Von der Pflege bis zur Hauswirtschaft war alles top. Das Team war so großartig in Engen.“
Und das meint Wolfang nicht nur in Bezug auf seine Frau. Denn durch die Krankheit von Marianne befand er sich plötzlich selbst in einem großen Loch. „Man ist dort sozial aufgefangen worden. In Engen habe ich gelernt, wie man mit sowas umgehen kann.“ Er habe nie eine Pflegekraft erlebt, die schlecht gelaunt gewesen wäre. „Das war ein Jahr Familie.“ Und das hat sich ganz offensichtlich auch auf das Befinden von Marianne und Wolfgang ausgewirkt. Als Wachkoma-Klientin kam Marianne in die WG. Während ihrer Zeit dort wurde sie wieder wach, hat geschluckt, getrunken, gegessen – und vor allem: gelacht. „Das war eine tolle Zeit“, so Wolfgang. „Im Haus Vincent wurde sie medikamentös ganz anders eingestellt und gefördert. Zusammen mit den wunderbaren Mitarbeiter*innen hat das den Ausschlag gegeben.“ Nicht nur Marianne blühte in dieser Zeit auf. Auch ihr Mann bekam durch die Pflegekräfte dort Rückhalt, wo er ihn nicht erwartet hatte. Selbst jetzt merkt man noch, wie gern er an dieses eine Jahr zurückdenkt. Umso schöner, dass er noch heute Kontakt zur WG hat, nachdem Marianne längst wieder zuhause wohnt. „Im Sommer waren wir sogar zum Sommerfest dort eingeladen“, so Wolfgang.
Er pflegt seine Frau nun in den eigenen vier Wänden – unterstützt durch den Pflegedienst, der auch im Haus Vincent die Versorgung der Bewohner*innen übernimmt. „Die zwei Pflegekräfte, die bei mir die Nachtschicht übernehmen, halten mir den Rücken frei“, so Wolfgang. „Sie geben mir wertvolle Tipps zur Pflege meiner Frau. Ich kann aber auch Gespräche mit ihnen führen, die nichts mit der Pflege zu tun haben, kann also auch ruhig mal Dampf ablassen, wenn ich mich über etwas ärgere. Früher musste Marianne das auffangen.“ Man merkt: In allem, was er sagt, schwingt große Dankbarkeit mit.
Wolfgang versucht, soweit es möglich ist, einen Alltag aufrechtzuerhalten. Das bedeutet konkret: Stammtischabende, ausgedehnte Spaziergänge, Fernsehnachmittage, Besuche bei Freund*innen. Häufig mit Marianne, aber manchmal auch ohne sie. Eigentlich so, wie in einer normalen Ehe auch.
„Ich habe im Grunde großes Glück, was das betrifft“, zieht Wolfgang sein Fazit – ganz bescheiden.

Wenn ein Unfall so viel verändert

Wenn ein Unfall so viel verändert

Wenn ein Unfall so viel verändert

 

Und trotzdem alles beim Alten bleibt

Daniela steht mitten im Leben. Sie ist 30 Jahre alt und Reitlehrerin. Sie besucht Konzerte, trifft Freund*innen, ist im Grunde ständig auf Achse. Und: Einen Hund hat sie neben ihrem Pferd auch noch. Mit ihm geht sie zur Hundeschule.
Warum soll das alles so besonders sein? Ganz einfach: Daniela ist querschnittgelähmt. Sie braucht rund um die Uhr Unterstützung, kann sich selbst nicht einmal ein störendes Haar aus dem Gesicht streichen. Durch einen Zwerchfell-Schrittmacher ist sie tagsüber versorgt, was ihre Atmung betrifft. Nachts wird sie über eine Kanüle beatmet. Der Pflegedienst Joris begleitet sie, seitdem sie in der Klinik war. Da braucht es in der Tat Pflegekräfte, die ihre Zeit nicht nur gerne mit Menschen, sondern genauso mit Tieren verbringen, denn die spielen in Danielas Leben die Hauptrolle.
Wie ist es dazu gekommen? 2016 hatte sie einen Unfall bei einem Reitturnier. Dabei wurde ihr dritter Halswirbel gebrochen. Das bedeutet: Querschnittlähmung halsabwärts. Über ein Jahr lang hat Daniela im Krankenhaus verbracht und dabei jeden Tag an ihr Pferd gedacht. „Ich bin durch und durch ein Stallmädchen gewesen“, erzählt sie. „Mit drei Jahren habe ich mit dem Reiten begonnen, mit fünf hatte ich mein erstes Pony. Mein größter Wunsch war es immer, Reitlehrerin zu werden.“ Deshalb hat sie mit 18 ihre Koffer gepackt und ist ausgezogen, um sich ihren Traum zu erfüllen.
Daher gab es auch keine Sekunde des Zögerns nach ihrem Reitunfall. Pferde sind einfach ihr Leben. „Ich wollte in jedem Fall zurück ans Pferd“, so Daniela.
Im Juni 2017 war es dann endlich soweit. Am Tag der Klinik-Entlassung ist ihr erster Weg nicht nach Hause gewesen – in eine eigens für ihre Bedürfnisse hergerichtete Einliegerwohnung im Haus ihrer Eltern. Sondern zu ihrer Stute, die sie seit einem Jahr nicht gesehen hatte. Sie ist Danielas Anker. Und wohl auch der Grund, warum ihre Beeinträchtigung sie nicht aus dem Leben gerissen hat. Denn Danielas Leidenschaft für den Reitsport ist größer als alles andere. Sie gibt Kindern wieder Reitunterricht in Dressur und Springen, unternimmt viel mit ihren Schüler*innen: z. B. Tagesausflüge zu Pferd. Außerdem ist sie bald ehrenamtlich bei einem örtlichen Verein tätig. Am Wochenende besucht sie Turniere. „Dort treffe ich alte Kameraden und bin immer noch voll integriert“, stellt Daniela fest.
Und Zukunftspläne, gibt es die auch? Na klar, besonders tolle sogar, die schon bald anstehen: Daniela wird im Juli den CHIO in Aachen besuchen, das größte Reitturnier in Deutschland. Man merkt ihr die Vorfreude schon jetzt an. Natürlich sei ein enormer organisatorischer Aufwand mit der Reise verbunden, erklärt sie. Dass sie dabei von Pflegekräften begleitet werden muss, ist eine Sache. Nicht weniger relevant ist, dass ja auch das Hotel auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sein muss. Aber diese Hürden nimmt Daniela gerne in Kauf für diesen besonderen Ausflug.
All das klingt nach einem ziemlich normalen Leben. Einem sehr abwechslungsreichen und ausgefüllten noch dazu. Dazu können wir nur sagen: Mach genau so weiter, liebe Daniela!

Bonitas baut ein „Leuchtturmprojekt“

In der früheren Recyclingbörse an der Heidestraße entstehen eine Pflege-Wohngemeinschaft „Unser kleines Heim“ und eine Jasper-Intensivpflege-WG. Eröffnung soll im April 2024 sein.

Bonitas baut ein Leuchtturmprojekt

Die Animation zeigt, wie das Gebäudeensemble der Wohngemeinschaften „Unser kleines Heim“ und „Jasper Intensivpflege“ an der Heidestraße einmal aussehen soll.

Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Herford. Vor gut einem Jahr hat die Herforder Recyclingbörse den Schlüssel ihres langjährigen Stammsitzes an der Heidestraße an den neuen Besitzer – das Herforder Unternehmen Avalon – abgegeben. Seitdem hat sich viel getan auf dem Gelände. Die Handwerker des Avalon-Schwesterunternehmens Trias haben die alte Börse entkernt und ausgebaut, einen Teil abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Timo Dieckmann ist Geschäftsführender Gesellschafter beider Unternehmen. Er rechnet damit, den Bau nach rund 18 Monaten Bauzeit am 1. März 2024 übergeben zu können.

Weiterlesen im Artikel der NW

 

Kleiner Kumpel

Wie Felix sich ins Leben kämpft

Wie Felix sich ins Leben kämpft

 

Wie Felix sich ins Leben kämpft

Vor allem mit einem Lachen schaut Felix in die Welt. Als ob er nicht wüsste, wie schwer er es bisher hatte, strahlt er seine Mitmenschen an, flirtet mit den Pflegekräften, hält im Grunde alle auf Trab.
Auch seine Mutter kann wieder ausgelassen sein. Das war im letzten Jahr nicht immer so.
„Wie wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird“, fasst Franziska den Tag zusammen, an dem ihr Sohn Felix geboren wurde. Das war der 10. September 2021. „Wir wussten von nichts – und plötzlich finden die Ärzte bei ersten Untersuchungen zahlreiche Erkrankungen: eine innere Gaumenspalte, Blutarmut, ein Loch in der Scheidewand der Herzkammern, verwachsene Hals- und Brustwirbel, die Luftröhre, weich wie eine gekochte Nudel.“ Mittlerweile weiß man: Felix leidet an der so genannten VACTERL-Assoziation, eine Kombination komplexer Fehlbildungen.
Nach der Geburt hatte Franziska 10 Minuten Kontakt zu ihrem Sohn, dann ging es für ihn – von seinem Vater begleitet – nach Osnabrück in die Klinik. Denn in Minden konnte er nicht behandelt werden. „Für uns bedeutete das eine große Unsicherheit“, erinnert sich Franziska. Es ging turbulent weiter. Was Felix in seinen ersten Monaten durchgemacht hat, erleben andere im ganzen Leben nicht. Zum Beispiel eine Speiseröhren-OP an seinem 3. Tag auf der Welt. Als er drei Monate alt ist, wird sein Herz operiert, außerdem bekommt er ein Tracheostoma, über das er beatmet werden kann.
„Die ersten Wochen waren die Hölle“, so Franziska, „aber nach drei Intensivstationen sind wir gefestigt und geschult“. Denn so prägend diese erste Zeit war, so schön ist sie auch gewesen. Es gab viel Unterstützung durch die Pflegekräfte. Und als eine Art Therapie hat sich Franziska vier Tattoos stechen lassen. „Eines gemeinsam mit meinem Mann, das man sehen soll, wenn wir Händchen halten.“
Und jetzt geht es rasant bergauf mit Felix. Seit April 2022 wohnt der kleine Mann im »Kinderhaus Joshua«, einer stationären Einrichtung im Kreis Bielefeld, die sich auf intensivpflegebbedürftige und beatmungspflichtige Kinder und Jugendliche spezialisiert hat. „Es ist sehr heimisch und familiär hier“, stellt Franziska fest. Sie besucht ihren Sohn jeden zweiten Tag, denn zuhause hat Felix eine zwei Jahre ältere Schwester, die die Eltern genauso braucht wie ihr kleiner Bruder. Sie ist vollkommen gesund.
Franziska und ihr Mann sind die aktivsten und engagiertesten Eltern im »Kinderhaus Joshua«. „Unsere Familie scherzt schon, ich sei mittlerweile beinahe wie eine Krankenschwester“, schmunzelt Felix‘ Mutter. So unsicher sie anfangs waren, so gut können die Eltern von Felix jetzt mit der Situation umgehen. „Man wächst mit den Aufgaben.“ Vieles können sie schon selbst, bei manchen Aufgaben, z. B. dem Trachealkanülenwechsel, fühlen sie sich sicherer, wenn noch professionelle Unterstützung dabei ist. „So können wir schon mal für zuhause üben.“ Und das große Ziel ist zum Greifen nah: Der Zustand des »kleinen Kumpels«, wie ihn sein Vater liebevoll nennt, hat sich im Kinderhaus zusehends verbessert. Vormittags kommt er schon mit Beatmungspausen von bis zu drei Stunden zurecht. Deshalb geht es im Februar 2023 endlich nach Hause!

Neue Leitung für den Karlsson e. V.

Neue Leitung für den Karlsson e. V.

Sören Hammermüller (Geschäftsführer Bonitas Pflegegruppe), Hilke Fabry (Mitte), Katja Luckhaus
Hintere Reihe: Christina Budde, Elke Schewe (Vorstand Karlsson e. V. – Elina Damm nicht im Bild)

Vier Jahre lang hat Hilke Fabry den Verein für mehr Chancengleichheit sozial benachteiligter Kinder mit viel Hingabe geleitet. Jetzt erwartet sie eine neue Aufgabe – beim Hauptsponsor des Karlsson e. V., bei dem sie ohnehin seit 22 Jahren tätig ist: der Bonitas Pflegegruppe.
„Die Arbeit bei Karlsson war eine tolle Zeit“, so Fabry, „es gab viele besondere Begegnungen“. Aber die Zeit für eine neue Aufgabe sei gekommen und eine würdige Nachfolgerin gefunden. Katja Luckhaus übernimmt von nun an die Leitung des Vereins. Ihren Draht zu Kindern bringt sie direkt mit – und mit 3 Jahren Leitungserfahrung in der Bonitas Pflegegruppe auch die nötigen Fachkenntnisse zur Vereinsorganisation. Die perfekte Mischung für die Leitung des Karlsson e. V.

 

Immer weiter bergauf

Immer weiter bergauf - Den Prognosen zum Trotz - Peter Mehlhorn im Haus Benedikt

Peter Mehlhorn

 

Den Prognosen zum Trotz

Peter Mehlhorn streckt bei unserem Video-Call seinen Arm mit hochgehobenem Daumen in die Kamera – nicht nur einmal. Diese Geste bedeutet so viel. Sie soll uns zeigen, dass es ihm immer besser, es stetig bergauf geht. Aber nicht nur im übertragenen Sinn ist sie so wichtig: Allein die Tatsache, dass Herr Mehlhorn seinen Daumen, geschweige denn seinen Arm heben kann, war noch vor zwei Jahren undenkbar. „Er konnte damals nichts bewegen“, berichtet seine Frau. Und tatsächlich sahen die ärztlichen Prognosen vor, dass er das Bett nicht mehr verlassen, nie wieder würde essen können.
Denn 2020 hatte Herr Mehlhorn nach einer Aneurysma-OP einen Schlaganfall. Dadurch änderte sich alles für ihn und seine Familie. Ein halbes Jahr lang war er zur Reha in Oldenburg – also nicht mal eben in der Nähe des Heimatortes. Eine Sozialarbeiterin hat dann auf die Intensivpflege-WG »Haus Benedikt« in Detmold aufmerksam gemacht. Denn dort kommt Familie Mehlhorn her. Leider waren zu diesem Zeitpunkt alle Plätze belegt. Sechs weitere Monate warten – dieses Mal in Paderborn, das zwar deutlich näher liegt, aber immer noch nicht der Heimatort ist.
Dann konnte Peter Mehlhorn endlich in die Intensivpflege-WG einziehen. Genau die richtige Entscheidung, wie sich zeigt: „Er hat sich dort sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt“, so seine Frau. Seither verbessert sich sein Zustand zusehends. Er ist wacher, mobiler und aktiver. Mittlerweile ist er in der Lage, seinen gesamten Oberkörper zu bewegen, auch schlucken klappt teilweise schon. Peter Mehlhorn war immer ein sehr lebensfroher und redegewandter Mensch. Dass er jetzt nicht mehr sprechen kann, macht ihm und seiner Familie sehr zu schaffen. Trotzdem merkt man, dass er seinen Humor nicht verloren hat und auch weiterhin gerne kommuniziert. Zwar über seinen Sprachcomputer oder die Nachrichtenfunktion des Smartphones, aber auch das funktioniert wunderbar.
„Und wenn es nur kleine Dinge sind, die sich verbessern – ich teile sie meinem Mann direkt mit. Dann freut er sich auch.“

Immer weiter bergauf - Den Prognosen zum Trotz - Peter Mehlhorn mit seiner Frau Christiane

Peter Mehlhorn mit seiner Frau Christiane

Diese positive Entwicklung konnte niemand vorhersehen. Denn schon vor dem Schlaganfall wurde bei Peter Mehlhorn eine Autoimmun- und Muskelerkrankung festgestellt. Sein Aufenthalt im »Haus Benedikt« zeigt daher umso deutlicher, wie wichtig für Betroffene eine förderliche Umgebung ist, in der sie sich wohlfühlen. Auch Herr Mehlhorn sieht das so: „Vor allem meine Frau, meine Familie und die Pflege-WG sind dafür verantwortlich, dass sich mein Zustand so verbessert hat.“
„Wir haben die regelmäßigen Therapien fortgeführt und können vor allem davon profitieren, dass meine Kollegin Monika unter anderem Physiotherapeutin ist“, ergänzt Pflegedienstleitung Maren.
Christiane Mehlhorn wohnt seit einem Jahr sogar im gleichen Gebäude, quasi über ihrem Mann. „Ich wollte mit meinem Mann zusammen sein. Und du auch mit mir, oder?“, zwinkert sie ihm zu. Dafür hat sie sogar das Haus mit dem großen Garten aufgegeben, auch wenn es wehgetan hat.
Aber in der Detmolder Richthofenstraße sind die Bedingungen für Peter Mehlhorn einfach ideal. Er konnte jetzt sogar aus der Pflege-WG ausziehen – in sein eigenes kleines Reich, das sich im Gebäude nebenan befindet. Der Pflegedienst betreut hier drei sogenannte Intensivpflege-Appartements, die sich besonders für Menschen mit 24-Stunden-Pflegebedarf eignen. Familie Mehlhorn kann auf diese Weise wieder unter einem Dach wohnen, auch die Tochter ist mit eingezogen.
Und was sind die Pläne für die Zukunft? „Wir lassen uns überraschen, damit wir nicht enttäuscht werden. Aber wir haben uns kleine Dinge vorgenommen: mal den Heimatort besuchen und die zweite Tochter, vielleicht sogar ein Urlaub. Es kommt ja auch immer drauf an, wie sich mein Mann fühlt und ob er einverstanden ist.“
Familie Mehlhorn geht also gemeinsam weiter bergauf. „Wir sind zufrieden, wie es jetzt ist“, zieht Christiane Mehlhorn ihr Fazit. „Natürlich darf es aber auch besser werden“, fügt sie noch hinzu, lächelt und nimmt die Hand ihres Mannes.
 

Scheinbar unvereinbar

Johann mit seiner Assistenz-Hündin Zoé

Johann mit seiner Assistenz-Hündin Zoé.

Manchmal muss man einfach näher hinsehen. Dann löst sich ein vermeintlicher Widerspruch in Wohlgefallen auf. Oder in eine tolle Geschichte – wie die von Johann. Denn Johann ist nicht nur Klient der Bonitas Pflegegruppe, sondern auch ihr Mitarbeiter. Eine Personalunion, die man nicht alle Tage sieht. Und die auch für unsere Pflegegruppe etwas ganz Besonderes ist.
Johann hat Muskelatrophie und das bereits seit seiner Geburt. Festgestellt wurde das aber erst, als er nicht laufen lernen wollte – oder vielmehr konnte. Da war er bereits zwei Jahre alt. „Stehen hat noch geklappt, aber ich bin nie richtig ins Laufen gekommen“, erzählt er. Es würde ja nicht jeder zum Hundert-Meter-Läufer geboren, so ein Arzt. Am Ende war es die Krankengymnastin, die erkannte, dass etwas nicht stimmen konnte.
Johann bekam bald einen Elektrorollstuhl. „Meine Mutter hatte Sorgen, dass ich mit dem Rollstuhl irgendwo gegenfahre“, schmunzelt er. „Ich war ja noch sehr jung.“ Natürlich ist alles gutgegangen.
Zunächst war es auch sie, die sich um ihn gekümmert hat. Als für Johann aber die Schulzeit anstand, wurde Unterstützung nötig. Von da an standen Johann Assistenten zur Seite – für die Schule waren das Zivildienstleistende, später in der Universität sogenannte Integrationshelfer. „Das war eine tolle Zeit für mich und die Zivis“, so Johann. Zu den meisten von ihnen hat er immer noch Kontakt.
Johann ist auf eine Regelschule gegangen. Eine wichtige Entscheidung, denn so konnte er von Anfang an ein normales Leben führen. „Für mich hat es nie eine große Rolle gespielt, dass ich in der Schule der einzige im Rollstuhl war. Viele Mitschüler kannte ich schon vorher und so war der Unterschied nie von Bedeutung.“ Entsprechend war sein bisheriger Werdegang auch der eines gesunden Menschen seines Alters: Ein kleiner Umweg über das Studium der Medieninformatik führte ihn zu seiner eigentlichen Berufung, dem Grafikdesign. Da das in seiner Heimatstadt Osnabrück nicht als Studium angeboten wurde, hat er sich für die Ausbildung entscheiden.
Johann musste relativ plötzlich von zuhause ausziehen, weil seine Mutter nun selbst auf Hilfe angewiesen war. Eigentlich führte er zu diesem Zeitpunkt schon ein sehr eigenständiges Leben: Nachts wohnte er weiterhin zuhause, für den Tag hatte er aber bereits ein eigenes Appartement in der Nähe, in das er sich zurückziehen konnte. Trotzdem führte die neue Situation zu einem großen organisatorischen Aufwand – den Johann aber bestens gemeistert hat. „Ich kenne viele Leute, die in einer ähnlichen Situation waren. Daher wusste ich, an wen ich mich wenden muss. Da helfen Kontakte.“ Und vor allem Freunde, auf die man sich verlassen kann. Und das konnte er.
Aber wie war das jetzt mit der Bonitas Pflegegruppe? Schon lange vor dieser Zeit begann sein Weg dorthin. Nachts muss Johann beatmet werden, und dafür sind ausgebildete Pflegekräfte nötig. Mit 17 Jahren kam er zum Pflegedienst Camelot. „Ich war einer der ersten beiden Klienten dort“, erzählt er. Und dann kam eins zum anderen. Johann ist in seine Mitarbeiterrolle quasi reingerutscht. Für den Intensiv-Pflegedienst hat er sich schließlich um Grafisches gekümmert, Anzeigen zum Beispiel.
2018 wurde Camelot von der Bonitas Pflegegruppe übernommen und schwups wurde Johann Teil des Marketing-Teams. Mit seiner Ausbildung ist er dort genau richtig. Er unterstützt die Abteilung in der Hauptsache vom Homeoffice aus, denn er wohnt in Osnabrück, die Verwaltung befindet sich aber in Herford. Johann verfügt zwar über einen umgebauten Wagen, den seine Assistenten fahren, der Aufwand wäre aber unverhältnismäßig und überhaupt nicht notwendig. Denn seine Aufgabenschwerpunkte sind die Fotobearbeitung, Social Media und andere grafische Arbeiten. All das geht wunderbar von zuhause aus. „Johann ist fester Bestandteil unseres Teams und die Zusammenarbeit funktioniert auf diese Weise reibungslos“, erklärt Abteilungsleitung Stefan. „Natürlich freuen wir uns immer sehr, wenn Johann uns besuchen kommt.“ Das tut er in regelmäßigen Abständen auch – und bringt neuerdings gerne mal seine Assistenz-Hündin Zoé mit. „Sie befindet sich gerade in der Ausbildung, kann aber schon Türen öffnen, Dinge aufheben oder Knöpfe drücken“, freut sich Johann. Durch einen kleinen Umbau am Rollstuhl kann er selbst mit ihr Gassi gehen. Trotzdem ist er auch hierbei auf die Unterstützung seiner menschlichen Assistenten angewiesen, die sich gerne mit um Zoé kümmern.
Wenn Johann damit nicht ein tolles Beispiel dafür ist, wie Menschen mit Beeinträchtigung am (Arbeits-)Leben teilhaben können! Wir zumindest sind ziemlich stolz auf seine Personalunion, die gar nicht so widersprüchlich ist, wie sie zunächst klingt.

Vandemoortele-Weihnachtsspende an den Karlsson e.V.

Vandemoortele-Weihnachtsspende an den Karlsson e. V.

Die Weihnachtsspenden werden am Nikolaustag an den Verein übergeben.

Die Mitarbeiter*innen von Vandemoortele haben gemeinsam mit dem Unternehmen insgesamt 1.500 € an den Karlsson e. V. gespendet. Ein Großteil des Betrages ist in 40 Weihnachtsgeschenke geflossen, die mit viel Engagement besorgt und bei einer Weihnachtsaktion des Herstellers von Tiefkühlbackwaren liebevoll verpackt wurden. Zusammen mit einem 500€-Scheck wurde schließlich alles am Nikolaustag an den Verein für Chancengleichheit sozial benachteiligter Kinder übergeben.
„Wir schätzen das soziale Engagement von Vandemoortele und freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr auf die Zusammenarbeit zählen dürfen“, betont Hilke Fabry, Leitung und Koordination des Karlsson e. V. Auch Vandemoortele unterstreicht seine Überzeugung: „Das Weihnachtsfest soll für alle Kinder, unabhängig vom sozialen Status, ein Grund zur Freude sein. Wenn die Familie aus finanziellen Gründen kein Päckchen unter den Tannenbaum legen kann, übernehmen wir das sehr gerne“, so Nina Sturm, Kommunikation und Pressearbeit bei Vandemoortele Deutschland.

 

Doppelt beschenkt

Doppelt beschenkt - Buschjost macht Karlsson Kinder glücklich

Die Weihnachtsspenden werden an den Verein übergeben.

Die Firma Buschjost gehört zu den treuen Karlsson-Unterstützern: Auch zum Weihnachtsfest 2022 hat das Unternehmen wieder viele Karlsson-Kinder glücklich gemacht.
Neben einer Spende von 1.000 € haben die Buschjost-Mitarbeiter*innen 94 Wunschzettel erfüllt – vielen Dank für die tollen Gaben!