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Es ist nie zu spät

Es ist nie zu spät - Jutta-Rother - Die Brücke

Jutta Rother vom Pflegedienst „Die Brücke“

Jutta ist 64. Das muss von Anfang an klar sein, auch wenn es ungehobelt anmutet, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Aber genau diese Zahl macht ihre Geschichte zu etwas Besonderem.
Jutta arbeitet bei »Die Brücke«, einem ambulanten Pflegedienst, der Anfang 2021 von der Bonitas Pflegegruppe übernommen wurde. Bis sie hier ankommen konnte, hat sie vieles erlebt. All das hat sie zu einer starken Frau gemacht, die mittlerweile mit einem Augenzwinkern auf ihren Werdegang zurückblicken kann – und nun in der Pflege genau richtig ist.
Auf den ersten Blick wirkt Jutta zurückhaltend. Na gut, man wird ja auch nicht alle Tage interviewt. Es genügen allerdings ein paar Minuten. Und plötzlich sitzt sie vor einem, die Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Die offensichtlich ein Händchen für Menschen und eine große Portion Humor mitbringt. Diese Jutta erzählt uns ihre Geschichte – eine Geschichte, die Mut macht und zeigt, dass es für nichts und niemanden zu spät sein kann.
Unsere Protagonistin hat einen Großteil ihres Berufslebens in einem Bereich verbracht, der kaum weiter von der Pflege entfernt sein könnte: dem Büro, ganze 25 Jahre. „Das hat mich nicht ausgefüllt, ich hatte zu wenig mit Menschen zu tun“, weiß sie jetzt.
Die Insolvenz der Firma brachte noch keinen Wendepunkt. Jutta ließ sich zwar umschulen, aber nur, um in einer Anwaltskanzlei arbeiten zu können – im Prinzip ähnlich wie bisher.
Sie konnte dort aber nicht Vollzeit weiterbeschäftigt werden. Ein Problem: „Ich musste doch ein Kind ernähren!“.
So machte sie dann den ersten Schritt in die Pflegewelt und absolvierte eine einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin. „Das war eine tolle Truppe damals“, schwärmt sie noch heute.
Seit 2007 arbeitet Jutta bei »Die Brücke«. Sie wurde dort allerdings im Bereich Hauswirtschaft eingesetzt. Dann kam die Bonitas Pflegegruppe: „Mir wurde das Angebot gemacht, den Behandlungspflegeschein zu machen.“ Jutta war da schon über 60. Aber das hat weder ihr noch den Pflegedienstleitungen etwas ausgemacht. Ganz im Gegenteil – für beide Seiten war das genau der richtige Weg. Denn Jutta kann auf diese Weise deutlich vielfältiger eingesetzt werden. „An das Lernen war ich gar nicht mehr gewöhnt“, gibt Jutta zu. Sie hat es aber trotzdem geschafft. Die Atmosphäre der PflegeLeicht-Akademie hat wohl auch dazu beigetragen. „Das war super! Wir haben jeden Tag gemeinsam gegessen und immer zusammengehalten“, erinnert sie sich.
Endlich angekommen also. Weil es Menschen gab, die Juttas Potenzial erkannt haben und sich nicht von Altersgrenzen haben zurückhalten lassen. Und weil Jutta selbst sich nicht unterkriegen lässt und stets nach vorne schaut. Mit ihrer Rente im Jahr 2024 soll ihre Arbeit bei »Die Brücke« übrigens nicht vorbei sein. „Was soll ich denn die ganze Zeit zuhause? Ich möchte schon gerne weiterhin nebenher hier arbeiten.“
Einen kurzen Moment hält sie inne. „Dass ich nach rechts gegangen bin und nicht nach links, war schon richtig.“ Und das sehen wir ganz genauso, Jutta! Wir sind so stolz, dass du Teil unseres Pflegeverbundes bist!

Wie dieser Pflegedienst gegen den Pflegenotstand vorgehen will

Die Zentrale vom Pflegedienst „Die Brücke“ ist neu in Löhne. Auch hier ist die Nachfrage bei der Pflege bereits höher als Personal da ist, aber die beiden Pflegedienstleiterinnen suchen schon nach Auswegen.

Anastasia von Fugler

Sandra Pires (v. l.) und Evelyn Prill teilen sich seit etwa eineinhalb Jahren die Dienststellenleitung des Pflegedienstes „Die Brücke“. Das Büro ist jetzt von Bad Oeynhausen nach Löhne gezogen. Fotos: Anastasia von Fugler

Löhne. „Wir sind froh, dass unser Team so mitzieht“, sagt Evelyn Prill (37). Gemeinsam mit Sandra Pires (41) teilt sie sich die Leitung bei dem Pflegedienst „Die Brücke“. Im vergangenen Jahr sei sehr viel Unruhe im Team gewesen. Erst wurde der Pflegedienst aus Bad Oeynhausen von der Bonitas Holding übernommen, dann kam mit den beiden Frauen eine neue Führung ins Haus und jetzt auch noch der Umzug nach Löhne an die Straße Am Bahndamm 6. Für die 26 Mitarbeiter sei das schon sehr viel Neues in kurzer Zeit gewesen. „Aber das Team ist so geblieben. Es hat sich nicht ein Mitarbeiter verabschiedet. Das ist in der heutigen Zeit in einem Pflegeberuf nicht selbstverständlich“, weiß Pires.

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