Immer weiter bergauf
Den Prognosen zum Trotz
Peter Mehlhorn streckt bei unserem Video-Call seinen Arm mit hochgehobenem Daumen in die Kamera – nicht nur einmal. Diese Geste bedeutet so viel. Sie soll uns zeigen, dass es ihm immer besser, es stetig bergauf geht. Aber nicht nur im übertragenen Sinn ist sie so wichtig: Allein die Tatsache, dass Herr Mehlhorn seinen Daumen, geschweige denn seinen Arm heben kann, war noch vor zwei Jahren undenkbar. „Er konnte damals nichts bewegen“, berichtet seine Frau. Und tatsächlich sahen die ärztlichen Prognosen vor, dass er das Bett nicht mehr verlassen, nie wieder würde essen können.
Denn 2020 hatte Herr Mehlhorn nach einer Aneurysma-OP einen Schlaganfall. Dadurch änderte sich alles für ihn und seine Familie. Ein halbes Jahr lang war er zur Reha in Oldenburg – also nicht mal eben in der Nähe des Heimatortes. Eine Sozialarbeiterin hat dann auf die Intensivpflege-WG »Haus Benedikt« in Detmold aufmerksam gemacht. Denn dort kommt Familie Mehlhorn her. Leider waren zu diesem Zeitpunkt alle Plätze belegt. Sechs weitere Monate warten – dieses Mal in Paderborn, das zwar deutlich näher liegt, aber immer noch nicht der Heimatort ist.
Dann konnte Peter Mehlhorn endlich in die Intensivpflege-WG einziehen. Genau die richtige Entscheidung, wie sich zeigt: „Er hat sich dort sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt“, so seine Frau. Seither verbessert sich sein Zustand zusehends. Er ist wacher, mobiler und aktiver. Mittlerweile ist er in der Lage, seinen gesamten Oberkörper zu bewegen, auch schlucken klappt teilweise schon. Peter Mehlhorn war immer ein sehr lebensfroher und redegewandter Mensch. Dass er jetzt nicht mehr sprechen kann, macht ihm und seiner Familie sehr zu schaffen. Trotzdem merkt man, dass er seinen Humor nicht verloren hat und auch weiterhin gerne kommuniziert. Zwar über seinen Sprachcomputer oder die Nachrichtenfunktion des Smartphones, aber auch das funktioniert wunderbar.
„Und wenn es nur kleine Dinge sind, die sich verbessern – ich teile sie meinem Mann direkt mit. Dann freut er sich auch.“
Diese positive Entwicklung konnte niemand vorhersehen. Denn schon vor dem Schlaganfall wurde bei Peter Mehlhorn eine Autoimmun- und Muskelerkrankung festgestellt. Sein Aufenthalt im »Haus Benedikt« zeigt daher umso deutlicher, wie wichtig für Betroffene eine förderliche Umgebung ist, in der sie sich wohlfühlen. Auch Herr Mehlhorn sieht das so: „Vor allem meine Frau, meine Familie und die Pflege-WG sind dafür verantwortlich, dass sich mein Zustand so verbessert hat.“
„Wir haben die regelmäßigen Therapien fortgeführt und können vor allem davon profitieren, dass meine Kollegin Monika unter anderem Physiotherapeutin ist“, ergänzt Pflegedienstleitung Maren.
Christiane Mehlhorn wohnt seit einem Jahr sogar im gleichen Gebäude, quasi über ihrem Mann. „Ich wollte mit meinem Mann zusammen sein. Und du auch mit mir, oder?“, zwinkert sie ihm zu. Dafür hat sie sogar das Haus mit dem großen Garten aufgegeben, auch wenn es wehgetan hat.
Aber in der Detmolder Richthofenstraße sind die Bedingungen für Peter Mehlhorn einfach ideal. Er konnte jetzt sogar aus der Pflege-WG ausziehen – in sein eigenes kleines Reich, das sich im Gebäude nebenan befindet. Der Pflegedienst betreut hier drei sogenannte Intensivpflege-Appartements, die sich besonders für Menschen mit 24-Stunden-Pflegebedarf eignen. Familie Mehlhorn kann auf diese Weise wieder unter einem Dach wohnen, auch die Tochter ist mit eingezogen.
Und was sind die Pläne für die Zukunft? „Wir lassen uns überraschen, damit wir nicht enttäuscht werden. Aber wir haben uns kleine Dinge vorgenommen: mal den Heimatort besuchen und die zweite Tochter, vielleicht sogar ein Urlaub. Es kommt ja auch immer drauf an, wie sich mein Mann fühlt und ob er einverstanden ist.“
Familie Mehlhorn geht also gemeinsam weiter bergauf. „Wir sind zufrieden, wie es jetzt ist“, zieht Christiane Mehlhorn ihr Fazit. „Natürlich darf es aber auch besser werden“, fügt sie noch hinzu, lächelt und nimmt die Hand ihres Mannes.