Warum Märchen in der Altenpflege so wertvoll sind

Das Märchenbuch von Jenny ist seit über 60 Jahren im Einsatz. Am 8.10.56 hat eine Eva Müller ihren Namen hineingeschrieben. Jetzt ist es im Besitz von Betreuungskraft Jenny. „Ich habe das alte Schätzchen auf dem Flohmarkt entdeckt“, erzählt sie. „Seitdem bringt uns das Buch mit den farbigen Illustrationen viel Freude.“

Mit uns sind die 15 Bewohner*innen des kleinen Heims in Bielefeld Schildesche gemeint. „Auch Menschen mit Demenz spüren die Magie der Märchen“, sagt Jenny „Die Texte sind ja reich an ganz bekannten Versen wie zum Beispiel bei Aschenputtel, wenn sie beim Linsen sortieren mit den Tauben spricht.“ Dabei gehören „die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“

Diese formelhaften Reime, die in den Texten selber oft wiederholt werden, sind vielen Menschen seit Kindesbeinen an vertraut. Und derart fest im Gedächtnis verankert, das sie sofort zum Mitsprechen einladen.

„Ich habe die Erfahrung gemacht, das Märchen sofort eine Verbindung auf einer ganz persönlichen Ebene schaffen“, berichtet Jenny, die seit drei Jahren bei Bonitas arbeitet. „Auch eher zurückhaltende Bewohner*innen fangen an von ihrer Kindheit oder den Enkeln zu erzählen.“ Eine weitere Faszination liege in dem generationsübergreifenden Aspekt. „Die Geschichten von Gut und Böse begeistern Kinder und Erwachsene gleichermaßen“, so Jenny „und das Schöne ist ja, das am Ende immer das Gute gewinnt.“

 

3 Gründe für Märchen

  • Märchen interessieren Männer und Frauen.
  • Märchen laden dazu ein, persönliche Erinnerungen zu teilen.
  • Märchen überbrücken trübe Monate.

 

So wird die Märchenstunde zum Erlebnis: Jenny’s Tipps

  • Zeitplan: Feste Zeitstrukturen vermitteln Orientierung. Die bekannten Anfangs- und Schlussformeln der Märchen markieren eindeutig Anfang und Ende der Märchenstunde.
  • Aktiv mitmachen: Quizzen und Rätseln ist beliebt. Stichworte wie „Kugel“, „Frosch“ oder „Prinzessin“ und/oder das Herumreichen kleiner Figuren laden zum Mitdenken und Raten ein und wecken Vorfreude. Das können auch Fragen sein wie In welchem Märchen geht es um ein Stück Kuchen, eine hungrige Großmutter und einen Wolf?
  • Singen: Märchenlieder zum Mitsingen sind eine wunderbare Ergänzung zum Märchen.
  • Märchen kulinarisch: In Absprache mit der Küche gibt es Essen, die einen Bezug zum Märchen haben: Erbseneintopf bei der „Prinzessin auf der Erbse“, Pfannkuchen beim „dicken fetten Pfannekuchen“ oder Lebkuchenhäuschen verzieren bei „Hänsel und Gretel“